Die Fahrt ins Konzentrationslager war äußerst interessant, denn schon der Gedanke an solch einen Ort ist erschreckend. Die ganze Fahrt über wusste ich nicht, wie dieser Ort auf uns wirken, was wir sehen und wie wir fühlen würden.
Das Konzentrationslager war anders als ich es mir vorgestellt hatte. Es war ein ruhiger Platz, doch die Ruhe war nicht angenehm, vor allem weil die Geschichte, die sich dort abgespielt hat, alles andere als „ruhig“ war. Die Baracken waren klein, stickig, der Waschraum ein einziger Albtraum. Nur weil man sich in diesem Konzentrationslager befindet, heißt das nicht, dass man sich die dort geschehenen Ereignisse vorstellen kann. Die Unmenschlichkeit und das Grauen, dem diese Menschen ausgesetzt waren, sind nicht zu begreifen.
Die Gedenkstätte zu sehen und die Namen der Verstorbenen zu lesen, war nicht einfach zu ertragen. Die Gefangenen, die wie Tiere unter den schlimmsten Bedingungen leiden mussten, inmitten einer Gesellschaft, die sowohl Opfer als auch Täter war, hat mich auf verstörende Art fasziniert. Oft habe ich mir die Frage gestellt, ob ich mich gegen dieses verbrecherische Regime zur Wehr gesetzt hätte.
Im ersten Moment würde ich ja sagen, auf jeden Fall, doch im zweiten muss mir selbst eingestehen, dass ich nicht den Mut dazu gehabt hätte; Wie all diese Bürger damals, hätte auch ich mich davon abgewandt. Wieso? Weil der Mensch im Endeffekt ein egoistisches Wesen ist, doch diejenigen, die ihren Egoismus beiseitelegen konnten, denen ist es zu verdanken, dass heute diese armen Seelen wieder Menschen sein dürfen.
Für mich war die Todestreppe der emotionalste Ort der ganzen Exkursion. Dieser Ort nimmt einen mit. Die Natur erblüht in all ihrer Pracht, doch nicht mal sie, die Natur, kann die tragische Geschichte dieses Ortes umschreiben. Die Atmosphäre war trüb, aber der Schweiß, das Blut und der Tod der verstorbenen Mitmenschen klebten trotz all der vergangenen Zeit nach wie vor an der Gegend. An den Stellen, wo wir mit unseren Schuhen vorbeigingen, dort schritten vor 75 Jahren nackte Sohlen entlang.
Mauthausen ist ein Ort der Trauer und der Geschichte. All die Seelen, die in diesem Lager verloren gingen, dürfen nicht vergessen werden. So eine Zeit der Unmenschlichkeit darf nicht noch einmal vorkommen.